Social Media x 3

Im Ethik-Unterricht der Q2 wird das Thema Leistungsgesellschaft thematisiert. Dass viele Menschen in unseren modernen Gesellschaften immer stärker auf Konkurrenz und die umfassende Erzielung von Leistung – nicht nur im Beruf – ausgerichtet sind, stellen viele Schülerinnen und Schüler als einen gerade schon moralisch daherkommenden Anspruch heraus. Die Gruppen erstellen dazu passend eine Sammlung von auf Instagram, YouTube und TikTok gefundenen Clips und Reels. In diesen wird beworben und erklärt, wie man die eigene Leistungsfähigkeit in unterschiedlichen Bereichen optimieren kann, wie man sein „bestes Selbst“ aus sich herausholen kann.
Der Vortrag von Wolfgang Schmitt gibt einen weiteren, umfassenden Blick auf das Thema und knüpft an viele von den Lerngruppen gefundene Social-Media-Erscheinungen an. Im Anschluss gehen Schülerinnen und Schüler unterschiedlichen Fragen und Gedanken nach, die mit der Veranstaltung aufgeworfen wurden oder ohnehin schon präsent waren.

Wenn man schwierige oder falsche Vorbilder hat, sollte man unbedingt auch auf Social Media zu sprechen kommen. Es geht oft um Selbstoptimierung, immer um das eigene Selbst und wie man selbst gut dasteht. Es geht nie darum, wer darunter letztendlich leidet, dass man für sich selbst immer nur das Beste will, dass man das Beste aus sich machen will. Kaum Thema ist, dass eventuell andere dafür leiden müssen.
Wenn man sehr darauf fokussiert ist, seinen Körper zu verbessern und komplett gesund zu essen, dann leidet zum Beispiel das Sozialleben darunter, dass man anderen eventuell nicht mehr entgegenkommt. Einige haben ein unverhältnismäßig großes Ego, halten von sich selbst sehr viel. Dann geht man aber auch dementsprechend mit anderen Leuten um, als wäre man besser als sie, als wären andere weniger würdig, weil sie nicht so hart gearbeitet haben.
Gerade auf Instagram herrscht eine Kultur des Ausschlusses, wenn man das so sagen kann. Man will auf jeden Fall dazugehören, man will Teil dieser coolen Leute sein. Diese hübschen Leute, die da ihre tollen Outfits, ihren tollen Körper posten und Millionen von Likes bekommen. Ich habe schon Videos gesehen, die von Cleaner gesponsert wurden. Und in den Kommentaren zum Beispiel wird dann auch schon hin und wieder mal gesagt, das ist eigentlich nur Verschuldung. Leicht gemacht und verharmlost und einfach normalisiert, weil niemand sollte eigentlich dazu verleitet werden, sich jetzt Klamotten zu kaufen, um für einen gewissen, einen gewissen Trend nachzugehen, der vielleicht in vier Monaten oder vier Wochen schon wieder vorbei ist.
Es wäre schön, wenn wir mal über die Gründe von Konsum sprechen würden. Wir müssen konsumieren, damit dieser Kapitalismus, den wir haben, so funktioniert, wie er funktioniert. Und uns wird ja eingeredet, wenn du konsumierst, bist du glücklich. Und das merke ich auch. Selbst wenn ich ein Buch kaufe, bin ich beim Lesen glücklicher, als wenn ich es mir ausleihe. Obwohl das ja absolut bescheuert ist, denn es geht ja um den Inhalt.
Es werden Marktlücken gefunden, die nie zuvor existiert haben. Jetzt sagt man, man kann Pillen kaufen gegen Kalzium-Mangel. Und dann denke ich mir, kann man nicht auch einfach mehr Lebensmittel mit Kalzium essen?
Ich finde, dass die Schule sich zu wenig damit auseinandersetzt, was die Bildwelt im Digitalen angeht. Ein paar von uns wissen noch, wie der Kontext der Figur aus American Psycho ist. Dass er toxische Männlichkeit darstellt, dass er einen kranken Menschen zeigt. Aber heute werden nur Ausschnitte gezeigt, von der Morning Routine zum Beispiel. So versteht man gar nicht, dass die Figur eine Kritik an toxischer Männlichkeit sein soll. Viele finden ihn einfach nur sehr gut. Er hat einen perfekten Körper und zeigt kein Mitgefühl, keine emotionalen Bindungen. Nur das wird auf den Social Media Plattformen gefeiert. Und gleichzeitig werden auch die nötigen Produkte dazu verkauft.
Es gibt so eine Bubble innerhalb von Social Media, die vor allem von Männern dominiert ist, also eigentlich ausschließlich männlich dominiert ist: Die Sigma Males. Da werden Figuren wie Patrick Bateman aus American Psycho oder Tyler Durden aus Fight Club hochstilisiert, als Vorbilder benutzt. Aber genau die sollten eigentlich satirisch darstellen, wie sich toxische Männlichkeit festsetzt oder wie patriarchale Strukturen in unserer Welt herrschen. Das findet sich ursprünglich manifestiert in diesen Figuren und sie werden auf einmal nur als Vorbilder wahrgenommen. Man verhält sich dann wie sie oder man findet dann immer wieder Clips auf YouTube, TikTok oder Instagram, in denen dann irgendwas Cooles von ihnen gesagt wird. Dann liegt noch eine badass-Musik drunter und nur dieses Zitat erfährt einen Hype in dieser Bubble und man pusht sich damit gegenseitig.
Da spielt auch ganz groß Körperkult mit. Fitness ist da sehr, sehr wichtig; den Körper zu stählen, zu verbessern. Selbstoptimierung. Das alles ist da sehr wichtig und diese Bubble ist an sich eigentlich aus meiner Perspektive sehr bemitleidenswert. Aber man kann sich auch selbst gar nicht drücken. Wenn man einmal auf Instagram unterwegs ist, also als Mann, dann wird einem das vom Algorithmus direkt empfohlen. Klickt man ein Fitness-Video, dann rutscht man da ziemlich schnell rein, das ist sehr präsent.
Ich würde behaupten, dass ich zu der Generation gehöre, die damit sehr, sehr vertraut ist. Aber man ist noch nicht zu sehr damit aufgewachsen, sondern man hat so eine Schnittstelle erlebt und weiß dementsprechend auch um die Gefahren umzugehen. Aber die Frage ist, wie sich Social Media und dort die Werbung und deren Bildwelten sich insgesamt auf Kulturen auswirkt. Ist eigentlich eine ziemlich interessante Frage.

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