Eine Ethik-Lerngruppe hatte die Möglichkeit, mit Prof. Dr. Gerhard Lammel über Lebensräume der Zukunft und die aktuellen globalen Umwelt-Veränderungen zu sprechen. Kern des Treffens war eine Diskussion über verantwortliches Handeln als Bezug zum Thema der Unterrichtsreihe “Grenzen des Glücks”. Mit dem Thema Glück starten alle Ethik-Kurse in ihre Oberstufen-Zeit. Es stellt die Schüler*innen vor besondere Herausforderungen, da von ihnen nicht nur ein Verständnis für abstrakte ethische Konzepte abverlangt wird, sondern die Beschäftigung mit Texten aus der Antike hinzukommt. Dies alles zu erarbeiten, zu ordnen und in ein Verhältnis zur eigenen Lebenswelt zu setzen, stellt für viele eine sehr große Herausforderung dar.
Die bevorstehende Begegnung der Ethik-Lerngruppe mit einem Professor-Doktor zum Thema Umwelt und Verantwortung erzeugte bei den Schüler*innen mulmige Gefühle und eine überwiegend ablehnende Erwartungshaltung. Neben den ohnehin bestehenden Erwartungen und Anforderungen in Schule, Familie, Hobby und Freundeskreis sollten jetzt auch noch ökologisch-moralische Forderungen an sie gestellt werden. Herr Lammel überraschte die Gruppe jedoch stark – er begegnete ihnen nicht mit Vorschriften, sondern erkannte ihre individuellen Lebenspläne und Wünsche durchaus an. Damit ging jedoch die Feststellung einher, dass man nun in einem Lebensabschnitt ankommt, indem man selbst Verantwortung für das eigene Handeln übernehmen muss.
Der Ethik-Unterricht der Oberstufe konfrontiert die Schülerinnen mit knapp 2500 Jahre alten Theorien des “guten Lebens”. Kann ein Aristoteles heute noch brauchbare Konzepte für die Lebensführung bereitstellen oder unterrichten wir hier an den Lebenswelten unserer Schülerinnen vorbei? Bieten wir hier tatsächlich brauchbare Theorien, die zur Planung individueller und globaler Lebensführung sinnvoll genutzt werden können? Oder vermitteln wir schlussendlich einen bürgerlichen Bildungskanon, an den es sich um der guten Note willen anzupassen gilt? Viele der Schüler*innen sind vom Einstieg in die gymnasiale Oberstufe insgesamt sichtlich überfordert. Auch Melanie fand in ihrer eigenen Oberstufen-Zeit wenig Motivation, sich mit antiken Philosophen anzufreunden. Das geschah erst lange nach der Schule und durch eine eigene Beschäftigung. Die zentrale Feststellung war hier, dass Aristoteles eine Lehre für die damals herrschende Klasse verfasst, die dieser half, die bestehenden Verhältnisse zu reproduzieren. Was können wir daraus Wichtiges für unser eigenes, aktuelles, kapitalistisch geprägtes Gesellschafts- und Bildungssystem lernen? Und welchen Sinn und Zweck haben schlussendlich unsere Unterrichtsinhalte?
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